straßen1

1996

 

sie ging durch die straßen dieser stadt
und den gullydeckeln entströmte ein befremdlicher, wenn nicht gar beleidigender geruch.
 
die hochhäuser reckten sich kalt in den graublauen himmel
und ihre fenster schienen verächtlich auf sie herabzublicken
in ihrem kupferfarbenen glanze, in dem sich alles spiegelte, nur nicht die realität.
 
ihr fröstelte,
denn das thermometer wies gerade mal 25 grad celsius aus.
zum wiederholten male wünschte sie sich zurück zu dem augenblick,
da ihr wagen über die klippe schoss und alles beendet schien.
die ruhe, die sie erfüllte,
da das fahrzeug mit einem hässlichen krachen aufschlug und zu einer feuersäule verkam.
 
ein blitz zuckte auf und versuchte, einen weg zwischen den häuserschluchten zu finden.
ein donner grollte, erreichte jedoch nur ihr ohr, nicht das dieser stadt.
diese war viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt und dem allgegenwärtigen wahn verfallen.
kann man das von einer stadt sagen?
sie lächelte bei dieser frage.
  
endlich setzte auch der regen ein.
es könnte ihm durchaus eine romantische note abgewonnen werden,
so purpurn er anzusehen war.
doch sie fühlte ihn mehr,
denn sie seine farben wahrnahm.
heute war er noch ein wenig ätzender auf der haut als normalerweise.
vier riesige pferde kamen ihr entgegen,
auf jedem ein ritter in schimmernder rüstung.
ein einziges lichtermeer boten die scheinwerfer,
die an den flanken angebracht waren
und der sound aus den lautsprecherboxen drückte sie an die häuserwand.